Sämtliche Markenwerte manifestieren sich in diesem besonderen Flecken Vorarlberg. Es sind Haltungen, die Vorarlberg zu dem gemacht haben, was es ist: ein innovatives, erfolgreiches und stabiles Bundesland, welches zu den attraktivsten Wirtschaftsregionen in Europa zählt und zudem über eine unvergleichliche Lebensqualität verfügt.
EIGENSTÄNDIG!
Der ehemalige Gebirgssee – vor Jahrzehnten zu einem Energiespeicher aufgestaut – ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Vorarlberger Ziels “Energieautonomie 2050”. Einen ganzen Monat lang könnte dieser See theoretisch das Land mit Strom versorgen. Auch das Leben in den Bergen – sei es auf den Schutzhütten als auch auf den Alpen – steht für ein Leben in Autonomie. Hier wird mit dem Wenigen, das verfügbar ist, gewirtschaftet und gelebt. Noch heute spiegeln sich die traditionellen Lebensweisen im Montafon im besonderen Dialekt des Tals wider – er ist sogar als UNESCO-Weltkulturerbe geschützt. Das Eigenständige findet aber auch, wer die Geschichte des Vorarlberger Alpenvereins hier oben verfolgt. Als erste Alpenvereinshütte Vorarlbergs wurde die Douglashütte vor über 100 Jahren gegründet. Die damaligen Bestrebungen des Thüringer Fabrikanten John Sholto Douglas, eine eigene Vorarlberger Sektion zu bilden, bekamen vom österreichischen Alpenverein keinen Zuspruch, sodass man sich dem Deutschen Alpenverein anschloss.
EHRGEIZIG!
Der gewisse Ehrgeiz, den man Vorarlbergerinnen und Vorarlbergern nachsagt, kann man auch an diesem Ort nicht leugnen. Beispielsweise war das Lünerseewerk bei seiner Inbetriebnahme das leistungsstärkste Pumpspeicherkraftwerk der Welt. Das Tempo, mit dem die im Jänner 2019 von einer Staublawine zerstörte Totalphütte wieder aufgebaut wird, zeugt von der selben Eigenschaft. Involviert in das Projekt sind eine Reihe erfolgreicher Firmen aus Vorarlberg. Beispielsweise wird noch diese Woche von der „Ludwig Steurer Maschinen und Seilbahnen“ aus Doren eine Materialseilbahn auf die Totalphütte fertiggestellt. Das Unternehmen errichtet aktuell aber auch eine 80-Personen-Bahn auf den Schweizer Titlis. Die neue Bahn zum Lünersee hingegen wird von Weltmarktführer Doppelmayr Seilbahnen in Wolfurt gefertigt.
Wertvolle Kontraste: Das Lünerseewerk nutzt die 974 Meter hohe Gefällstufe zwischen dem Lünersee und Latschau.
ANPACKEND!
Das Anpackende haben hier heroben alle intus – wie es scheint. Sowohl die Älplerinnen und Älpler, deren Tagwerk um halb sechs Uhr morgens beginnt, als auch die Bauleute, die teilweise bei Minusgraden am Arbeiten sind. Auf allen Seiten ist Flexibilität gefragt, denn sich ändernde Witterungslagen, Wintereinbrüche bereits im Oktober und eventuelle Fußmärsche zur Baustelle bzw. ins Tal stehen bei solch einem Unterfangen auf der Tagesordnung. Noch heuer soll die Gebäudehülle der neuen Totalphütte stehen. Der geplanten Eröffnung im Juli 2020 blickt man voll Tatendrang entgegen. Je nachdem, wie lange der Schnee liegt, kann früher oder später mit den Bauarbeiten begonnen werden. Die Natur gibt hier oben den Takt an, auch wenn ein Bagger bereit steht, um Schnee wegzuschaufeln.
KRITISCH!
Kritisch geht es hingegen zu, wenn neue Seilbahnprojekte diskutiert werden. Sowohl die in den 70-er Jahren entstandene Diskussion um ein Gletscherskigebiet in dieser Gegend als auch die Forderung nach einer Bahn, die direkt von Brand bis zum Lünersee führt, wurde von kritischen Stimmen aus der Bevölkerung abgelehnt. Die maßvollen Eingriffe in die Natur haben eine lange Tradition in der Vorarlberger Tourismusgeschichte. Besonders der Alpenverein mit seinen 27.000 Mitgliedern sieht sich immer wieder als Fürsprecher für Naturräume im Spannungsfeld mit deren Erschließung.
GHÖRIG!
Selbstverständlich werden sowohl die neue Lünerseebahn als auch die neue Totalphütte den allerhöchsten Qualitätsansprüchen gerecht werden. Die beteiligten Firmen wie Doppelmayr, Illwerke, Fußenegger Holzbau, GABA Bau stehen dafür. Eine Baustelle in dieser Höhenlage birgt viele Herausforderungen: Jede Helikopterminute will gut geplant sein und die Vielzahl an Firmen, die gleichzeitig auf der Baustelle ihren Gewerken nachgehen, müssen koordiniert werden. Auch die über 400 km Wegenetz, die der Voarlberger Alpenverein betreut erfüllen stets aufs Neue die Erwartungen der Wanderer und Bergsteiger. Diese Haltung geht bis zum selbst produzierten Joghurt auf der Alpe Lünersee – es sei das beste weit und breit!
MENSCHLICH!
Mehr als 1.000 großteils ehrenamtliche Stunden kamen zusammen, als im Fühjahr 2019 der Bauschutt der Totalp abgetragen werden musste. Die finanzielle Unterstützung seitens des Landes Vorarlbergs aus den Mitteln des Katastrophenfonds war ebenfalls rasch zugesagt, sodass viele Helfer motiviert werden konnten. Die Spendenaktion läuft noch bis Ende 2020.
ZUSAMMENSCHAFFEND!
Rein wirtschaftlich gesehen hätte man eine von einer Staublawine zerstörte Hütte, wie es die Totalphütte in diesem Sommer war, schließen müssen. Aber „wir stehen im Verbund mit anderen Hütten. Wenn wir schließen, haben die anderen ein Problem“, so Rainer Schlattinger vom Vorarlberger Alpenverein. Die lange Tradition des 150-jährigen Vereins hätte in diesem Jahr mit einem großen Festakt gefeiert werden sollen. Jedoch kam das Unglück auf der Totalphütte dazwischen und die Kapazitäten des Vereins mussten dahin gelenkt werden. Auch die Hüttenwirte, Senner und Älpler sind Teil der Agrargenossenschaft Vandans. Hier werden die Tiere einem Hirten anvertraut, er schaut auf alle als wären es seine eigenen. Auch die Energiewirtschaft arbeitet stets im Verbund mit anderen zusammen. Bereits der Pionier und Gründer der Douglashütte setzte sich für die Fusion des deutschen und österreichischen Alpenvereins ein.
Wir haben auch Expertinnen und Experten um ihre Meinung gefragt: Ein Historiker, eine Naturwissenschaftlerin, ein Touristiker und ein Baumeister werfen ihren spezifischen Blick auf die Region.
Michael Kasper leitet die Montafoner Museen in Schruns, Gaschurn, Silbertal und Bartholomäberg. In den aktuellen Ausstellungen erfahren Sie mehr über die Region.
Der Lünersee und die ihn umgebende Region ist auch in historischer Hinsicht ein Schatz für Vorarlberg, an dem sich verschiedenste Aspekte der Landesgeschichte nachzeichnen lassen. So ist der Lünersee einer der am frühesten beschriebenen Naturräume Vorarlbergs. Schon aus dem 17. und 18. Jahrhundert finden sich entsprechende historische Texte, die unter anderem berichten, dass ein Drache im See wohnen soll. Später – im 19. und frühen 20. Jahrhundert – wurden wertvolle Güter auf „informellen Wegen“ zwischen Vorarlberg und Graubünden hin und her transportiert und damit der Bergbevölkerung in den Anrainergemeinden ein zwar nicht ganz legaler, aber wohl notwendiger Zusatzverdienst erschlossen. Schließlich gelang es manchen vom NS-Regime Verfolgten auf diesen abgelegenen Schmuggelpfaden im Umfeld des Lünersees und mit der Unterstützung einheimischer Fluchthelfer in die Schweiz zu flüchten. Gerade jene Vorarlberger, die in diesen dunklen Jahren zwischen 1938 und 1945 unter großem eigenem Risiko Widerstand leisteten und Menschenleben retteten, stehen mit ihrem Mut für einen wichtigen widerständigen Teil der Gesellschaft Vorarlbergs.
Michael Kasper
Montafoner Museen
Der Lünersee wurde als verbindende Perle bei den Feierlichkeiten zu Neun Plätze Neun Schätze beschrieben. Das trifft voll und ganz zu, auch im Sinne der Marke. Neben der großen Bedeutung der Wasserkraft, die Vorarlberg zu einer wirklich privilegierten, unabhängigen und sicheren Region macht, wurde bereits im ersten Naturschutzgesetz des Landes festgehalten, dass auf Gletschern keine Schigebieten entstehen dürfen. So wurde und wird die Schesaplana auch für zukünftigen Generationen als Charakterberg dieser Region erhalten. Aber damit nicht genug. Das Brandnertal und natürlich auch Teile des Montafons denken momentan intensiv über einen grenzüberschreitenden Naturpark Rätikon nach. So gesehen könnte die neue Bahn auf den Lünersee ein Eingang in den Naturpark mit all seinen Chancen für die Region werden. Der Lünersee ein Perle in einer Region, die sich entwickelt und weit nach vorne schaut.
Ruth Swoboda
Direktorin, inatura Erlebnis Naturschau Dornbirn
Das Montafon und das Brandnertal freuen sich, dass unser Lünersee zum schönsten Platz Österreichs gekürt wurde. Die Gegend um den Lünersee wird sich die nächsten Jahre hervorragend entwickeln und spiegelt passend die Markenkernwerte des Montafon und des Landes Vorarlberg wieder. Rund um den See findet seit Jahrhunderten Alpwirtschaft statt und das Produkt Sura Kees steht für die Markenkernwerte “eigenständig” und “bäuerlich”. Die vielen Säumerwege, Vorarlbergs erste Alpenvereinshütte, die Erschließung des Gebietes für die Stromwirtschaft, der Ausbau der Lünerseebahn sowie der schnelle Beginn der Wiederaufrichtung der Totalphütte stehen für “geschichtsträchtig”, “pionierhaft”, “tüchtig”, “ehrgeizig”, “anpackend” und “ghörig”. Die vor kurzem geführte Diskussion um eine Verlängerung der Bahn ins Ortszentrum von Brand war “kritisch” aber auch “menschlich”. Der türkisblaue See, die umliegende Alpregion mit majestätischer Schesaplana und schroffer Zimba sowie die gastfreundlichen Einkehrmöglichkeiten sind wahrlich ein Juwel Vorarlbergs.
Manuel Bitschnau
Geschäftsführer, Montafon Tourismus
Während das Sommerprovisorium der Totalphütte im Oktober abgebrochen wurde, absolvierte die Firma GaBa Bau mit Hochdruck die Baumeisterarbeiten, welche Ende Oktober mit dem Betonieren der Kellerdecke beendet wurden. Direkt im Anschluss lieferte der Hubschrauber die ersten Holzteile für das Erd- und Obergeschoss. Der Rohbau inklusive Fenster und sämtlicher Abdichtungsarbeiten wird noch in diesem Jahr fertig. Je nach Intensität des Winters versuchen wir, die neue Totalphütte im Frühsommer 2020 fertigzustellen. Dies ist nur möglich, wenn man sich zu 100 Prozent auf alle beteiligten Firmen – in diesem Fall u.a. Fussenegger Holzbau, GABA Bau, Steurer Seilbahnbau und HTB – verlassen kann.
Philipp Fleisch
Der Baumeister
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