Er spricht hier aber auch für das Unternehmen Molindo, das erfolgreich Onlineplattformen entwickelt sowie als ehrenamtlich Engagierter für das Startupland Vorarlberg.
Marke Vorarlberg: Du hast einmal erzählt, deine Eltern hätten dein Interesse für Computer schon früh unterstützt. Bestimmt gab es bestimmte Rahmenbedingungen.
Thomas Gabriel: Bei uns zuhause war der Computer immer positiv besetzt. Als ich 1998 den Internetanschluss bekam, war ich 15 Jahre alt.
Es war ganz natürlich, dass ich mich damit beschäftigen wollte und meine Eltern mir den Zugang dazu ermöglicht haben. Da ich und mein Bruder auch viel draußen in der Natur waren, stimmte dann auch das Gleichgewicht zwischen Bewegung an der frischen Luft und Computer. Dieses Vertrauen haben meine Eltern aber nicht nur im Umgang mit neuen Medien gezeigt, sondern auch in anderen Dingen, bei den Hausübungen etwa, da wurde nie nachgefragt, ob ich sie gemacht habe. Das soll nicht heißen, dass es nicht auch einmal vorgekommen ist, dass ich sie nicht gemacht habe. Andererseits war es schon so, dass es von klein auf Regeln gab, die auf jeden Fall einzuhalten waren.
Marke Vorarlberg: Du hättest beim passiven Konsumieren im Internet bleiben können, hast aber bald selber begonnen, Websites zu bauen. Dass du hier so früh einen aktiven Part eingenommen hast, hängt doch auch mit einer bestimmten Haltung zusammen, die du schon früher trainiert haben musst.
Thomas Gabriel: Jedenfalls ist es toll, etwas umzusetzen, was man selber wirklich gut findet und dafür auch selbst die Verantwortung zu übernehmen. Auch wenn das persönliche Umfeld, das oft klassische Berufsbilder im Kopf hat, manchmal irritierend reagiert: „Wieso will der plötzlich etwas anderes machen?“
Da haben die Eltern die allerwichtigste Funktion. Wenn du in jungen Jahren sagst, ich würde das gerne machen, dann steht und fällt das mit dem öffentlichen oder unbewussten Ok der Eltern. Als Kind spürt man ja ganz stark, ob sie dich unterstützen, in dem was du tun willst, oder ob sie dich in eine andere Richtung bringen wollen.
Das Umsetzen hat dann wieder eine andere Kraft, aber wenn du von Anfang an nicht den Rückhalt hast, bist du benachteiligt. Man muss aber auch dazu sagen, dass sich diese Haltung stark zum Positiven gewandelt hat. Beispielsweise sieht man in den Medien immer wieder Berichte über Leute, die etwas Neues ausprobieren. Man kommt sich heutzutage nicht mehr so sehr als Exot vor, wenn man etwas völlig anderes macht.
Marke Vorarlberg: Abgesehen davon, welche Art von Unterstützung würde deiner Meinung nach noch Sinn machen?
Thomas Gabriel: Ähnlich wie es Sportstätten gibt, braucht es vermehrt Räume, in denen sich junge Menschen entfalten können, in denen es eine Infrastruktur gibt, die man zuhause ev. nicht hat, wo es Zugänge für andere Themen gibt, in die man reinschnuppern kann, ohne den Druck zu haben, gleich etwas umsetzen zu müssen. Ich denke an Räume, wie den Maker Space, an Labore.
Marke Vorarlberg: Auch du konntest ja in viele Möglichkeiten reinschnuppern, bevor du mit deinen Kollegen das Unternehmen gegründet hast.
Thomas Gabriel: Ja, schon während der HAK Lustenau ging es mit Ferialtätigkeiten und Praktika durch viele Branchen und Berufe. Auch während des BWL-Studiums in Innsbruck und Kopenhagen gab es immer wieder Möglichkeiten, Unternehmen kennenzulernen. Ich finde es toll, wenn sich Firmen für junge Leute öffnen, man lernt jedes Mal dazu und weiß schlussendlich, was einem gefällt – sowohl auf der Produkt- als auch auf der Tätigkeitsebene.
Marke Vorarlberg: Wer eigene und unkonventionelle Wege geht, hat es manchmal schwer, Gleichgesinnte zu finden und sich auszutauschen. Du warst ja damals auch einer der wenigen – wie bist du damit umgegangen?
Netzwerke bilden, Austausch suchen
Thomas Gabriel: Wir haben zum Beispiel einen Onlinestammtisch gestartet, wo man sich regelmäßig in einem Gasthaus getroffen hat. Die Teilnehmer haben wir online recherchiert. In einer weiteren Phase, das war vor ca. 10 Jahren, haben wir angefangen, die jungen Köpfe mit den etablierten Unternehmen zu vernetzen. Da kamen bis zu 200 Leute zu unseren Veranstaltungen im Sparkassensaal, das hat uns schon sehr gefreut – wir kamen ja quasi aus dem Nichts. Später haben wir dann auch ein Online-Magazin, mit teilweise recht kritischer Berichterstattung über die Branche sowie über Entwicklungen und Trends in der Internetszene, gemacht.
Marke Vorarlberg: War Vorarlberg bisher ein guter Platz, um dieser Profession nachzugehen?
Thomas Gabriel: In Vorarlberg kann man etwas aufbauen, wenn man etwas machen möchte, woran man glaubt, d.h. man muss nicht aus einer bestimmten Familie kommen. Wenn man den normalen Schulweg macht, hat man schon gute Voraussetzungen, an Möglichkeiten heranzukommen.
Wenn man eine eigene Idee hat, soll man sich auf den Weg machen, hartnäckig sein und ein Ziel vor Augen haben. Ich weiß aber auch, dass ich privilegiert bin, weil meine Eltern mich damals unterstützt haben.
Marke Vorarlberg: Kurze Wege bzw. die kompakte Landschaft, die in einem florierenden Bodenseeraum eingebettet liegt, gehören ja zum Erfolgsrezept dieses Landes. Gilt das in dem Fall auch für deine Branche?
Thomas Gabriel: Das ist ein großer Pluspunkt für Vorarlberg. Durch die starke Vernetzung herrscht eine gewisse Verbindlichkeit. Außerdem ist festzustellen, dass sich Unternehmen und Organisationen inzwischen sehr für den Austausch und für gemeinsame Projekte mit Startups öffnen. Hier wird eine Vielfalt sichtbar, die man in Vorarlberg ja in vielen Bereichen antrifft.
Naturvielfalt entscheidendes Plus
Marke Vorarlberg: Was bezweckt ihr mit dem Startupland Vorarlberg?
Thomas Gabriel: Als wir vor 8 Monaten mit dem Startupland gestartet sind, haben wir gesehen, wir müssen vernetzen, die Interessen voranbringen und unterstützen, um denen, die den Schritt wagen, die besten Rahmenbedingungen zu bieten. Damit sie hier nicht nur starten, sondern auch wachsen können – damit sie auch die richtigen Mitarbeiter bekommen.
Das funktioniert aber nur, wenn alle an einem Strang ziehen, da darf man Startup nicht isoliert betrachten, da braucht es ein Ökosystem mit Player, die die ersten Kunden, die Business-Angels, oder die ersten Investoren sein können.
Marke Vorarlberg: Stichwort Ökosystem – Wie wichtig ist für dich der natürliche Teil Vorarlbergs? Die Landschaft, die Berge, der See…?
Thomas Gabriel: Dass man hier arbeiten UND leben kann, ist ein entscheidender Punkt. Eine wichtige Aufgabe von Startupland ist es deshalb, sichtbar zu machen, welche hervorragenden Bedingungen Vorarlberg als Region hat, um ein Unternehmen aufzubauen, aber auch, die wertvolle Zeit, die wir im Leben haben, wunderschön zu nutzen. Das Kostbarste was wir haben, ist unsere Lebenszeit. Wir sollten uns ganz bewusst die Frage stellen, wie und mit wem verbringe ich sie?
Ich bin überzeugt, dass die Vorarlberger Naturvielfalt hier auch für jemanden aus einer Großstadt ein Geschenk ist! Ich sehe das auch oft an den Leuten, die mit Mitte 30 aus der Großstadt nach Vorarlberg zurückkommen und begeistert sind, wie sich das Land entwickelt hat.
Einzelkämpfer verlieren
Marke Vorarlberg: Sind wir mit der Digitalen Agenda auf dem richtigen Weg?
Thomas Gabriel: Die wichtigsten Handlungsmaßnahmen sind mit der Digitalen Agenda aufgesetzt worden. Nun geht es an das konsequente Umsetzen. Das Entscheidende ist die Kultur und die Haltung: Wer Neuem gegenüber aufgeschlossen ist, für den ist auch der Schritt in die Digitalisierung positiv besetzt und mit Chancen verbunden. Großteils machen das die Unternehmen ja sehr gut und durch die zunehmende Vernetzung merkt man wieder, wie sozial unsere stark familiengeführten Strukturen hier sind. Ich merke, dass auf Unternehmensebene enorm viel vorwärts geht. Es geht ums gemeinsame Tun.
Marke Vorarlberg: Ein letzter Tipp für die jungen Wilden, bitte!
Thomas Gabriel: Wenn du dir nicht sicher bist, ob du etwas tun sollst, oder nicht, dann wirf einen Blick in die Zukunft und stell dir vor, dass du 60 Jahre alt bist. Bereust du es dann, dass du es nicht versucht hast? Und falls du scheiterst – wie schlimm ist dieser Fehler aus der Perspektive eines 60jährigen? Mut heißt machen.
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