Der große Bedarf an technischen Fachkräften war nicht zuletzt mit ein Motiv, warum sich die Vorarlberger Landesregierung entschloss, eine Standortmarke zu entwickeln. Ihre Vision lautet „2035 ist Vorarlberg der chancenreichste Lebensraum für Kinder“.
Eines der Partnerprojekte der Marke Vorarlberg ist die MINT-Strategie, die die Fächer „Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik“ fördert. Nicht zuletzt deshalb hat uns interessiert, wie Informatik-Professorin Regine Kadgien zu dem geworden ist, die sie heute ist.
Vorbilder und Neigungen
„Wir haben wirklich starke Partner aus der Vorarlberger Industrie und diese schätzen es auch, wenn ihre Mitarbeiter*innen den Kulturkreis kennen“, erzählt Regine Kadgien. 25 bis 30 Prozent der Informatik-Studierenden sind weiblich.
Nicht zuletzt seit der Einführung des Smartphones sei die Hemmschwelle für viele Mädchen geringer geworden. Selbst einen Computer zu besitzen und mit ihm Dinge zu gestalten gehört seither zum Alltag jedes/r Jugendlichen. Auch ihre persönliche Rolle als Studiengangsleiterin sowie ihr ebenfalls weibliches Pendant im berufsbegleitenden Informatikzweig wirken hier bestimmt vorbildlich.
Woher sie selbst diese Technikneigung hat? Nun, da gab es ein ganzes Bündel an Personen, die sie auf diesem Weg begleitet haben. Angefangen von den Eltern, denen eine gute Ausbildung wichtig war, obwohl oder gerade weil ihnen diese selbst weniger ermöglicht wurde – über die Oma, die als Kriegswitwe vorlebte, wie es aussieht, wenn eine Frau gewohnt ist, alles selbst zu machen – bis zu etlichen Lehrern und Führungskräften, die ihr Talent gesehen und gefördert haben. „Was zählt, ist die Summe aller dieser Beiträge – jeder einzelne zählt“, betont Kadgien.
Gemeinsam das beste anstreben
„Ich muss aber auch zugeben, dass ich immer ehrgeizig war – nicht im Sinne eines gegenseitigen Wettkampfes, sondern hinsichtlich des eigenen Anspruches – ich wollte es gut machen.“ Diesen Anspruch kann sie auch bei der Weiterentwicklung der FH leben, wenn sie gemeinsam mit ihren Teamkollegen Dinge entdeckt, die verbessert gehören. „Das schätze ich besonders, dass wir hier nicht lange auf eine neue Vorgabe warten müssen, sondern, dass wir es einfach anpacken.“
Die FH ist praktisch gleichzeitig mit dem Erasmusprogramm gegründet worden, an der Weiterentwicklung war sie intern, auf nationaler und europäischer Ebene tätig. „Es war mir immer wichtig, dass die Studierenden auch eine Zeit im Ausland verbringen und dabei gleichzeitig weiterstudieren können.“ Beim Masterstudium Informatik an der FH Vorarlberg lernen die Studierenden in komplexen Softwareprojekten Verantwortung zu übernehmen und diese auf akademischem Niveau zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen. So sind sie mit allen notwendigen Kompetenzen für eine Führungskraft, besonders als „Chief Software Architect“, ausgestattet.
Dass diese „notwendigen Kompetenzen“ auch ganz woanders herkommen können, ist klar. Bei Kadgien waren es Situationen, die unbequem sind und Überwindung kosten, zum Beispiel wenn es abends hieß „du bist heute dran mit Milch holen beim Bauern“ oder Solo-Auftritte mit der Geige in der Musikhauptschule. „Heute sehe ich auch diese Dinge als Chancen, denen ich ausgesetzt war und bin dankbar dafür. Mein Eindruck ist, dass wir in dieser Hinsicht die junge Generation heute zu viel schonen.“
Fotos: Alexandra Folie, WISTO | FH Vorarlberg | Prisma