38 Gemeinden im Markenprojekt dabei

09.06.2020, 11:43 Uhr

Mit der Entscheidung „Vorarlberg lässt kein Kind zurück“ sukzessive auf ganz Vorarlberg auszurollen, hat die Marke Vorarlberg einen wesentlichen Systempartner gewonnen. Die Experten und Expertinnen vom Fachbereich Jugend und Familie im Land Vorarlberg sind federführend mit der Umsetzung betraut. Die Projektleiterin Heike Mennel-Kopf steht dafür gerne Rede und Antwort.

Marke Vorarlberg:  Wie gut schätzen Sie den Chancenreichtum von Kindern in Vorarlberg zur Zeit ein? Woran liegt es denn im Wesentlichen, dass manche Kinder mehr und andere weniger Chancen haben?

Heike Mennel-Kopf: Generell gilt für Vorarlberg dasselbe, wie für viele Kinder in Österreich und in anderen europäischen Ländern: der Chancenreichtum von Kindern hängt wesentlich von der sozio-ökonomischen Lage seiner Familie ab. Diese wiederum steht im engen Zusammenhang mit dem Bildungsstand der Eltern.

Marke Vorarlberg: In dem Fall stimmt, was viele Studien belegen, dass der Bildungserfolg eines Kindes direkt mit dem Bildungsstand der Eltern zusammenhängt?

Heike Mennel-Kopf: Ganz genau, die Fortschritte in der Schule, die Frage, welchen Bildungsweg ein Kind einschlägt, ob es die zu seinen Talenten und Fähigkeiten entsprechende Ausbildung macht, ist wesentlich abhängig von seinem familiären Hintergrund. Die materielle Lage und Bildung sind übrigens auch entscheidend, ob jemand auf eine gesunde Lebensweise achtet oder eben weniger, was sich vor allem im späteren Lebensalter bemerkbar macht.

Marke Vorarlberg: Abgesehen vom Bildungsstand der Eltern gibt es auch verschiedene Lebenslagen, die für sich allein die Entwicklung eines Kindes beeinträchtigen können. Welche sind das?

Heike Mennel-Kopf: Das können Krisen, Übergänge, Armutsgefährdung oder gesundheitliche Belastungen der Eltern, Sprachbarrieren usw. sein. Die allgemein günstigen Lebensbedingungen in Vorarlberg sind nicht gleich verteilt und bei manchen Kindern häufen sich Belastungsfaktoren, die ihre Entwicklung stark beeinträchtigen können. Auf der anderen Seite heißt das, dass der Großteil der Kinder in Vorarlberg unter guten Bedingungen aufwächst. Die Lebensqualität in Vorarlberg ist hoch, es gibt vielfältige Unterstützungen und Förderungen für Kinder und Familien auf vielen Ebenen.

Marke Vorarlberg:  Um das Ziel „2035 ist Vorarlberg der chancenreichste Lebensraum für Kinder“ zu erreichen, wurde auch Ihr Projekt „Vorarlberg lässt kein Kind zurück“ als Markenprojekt präsentiert. Wie ist der Stand und wie soll es im nächsten Jahr weitergehen?

Heike Mennel-Kopf: Zu den Pilotstandorten Dornbirn, Wolfurt, Rankweil und der Regio Bregenzerwald, die seit 2016 unterwegs sind, sind seit 2019 auch Bregenz und der Stand Montafon in den Prozess eingestiegen. Jüngster Neuzugang ist die Stadt Feldkirch, damit sind aktuell insgesamt 39 Gemeinden beteiligt. Unser Ziel ist einerseits, die Gemeinden gut zu begleiten beim Aufbau der Netzwerke und der Fachlichkeit. Andererseits stellen wir uns auch auf, um eine Ausrollung auf ganz Vorarlberg leisten zu können.

Marke Vorarlberg: Im Arbeitsprogramm der neuen Landesregierung 2019-2024 steht u.a., dass die Landesregierung im Sinne der Prävention „präventive Grundhaltungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen“ fördert. Können Sie beschreiben, was damit gemeint ist?

Heike Mennel-Kopf: Die beteiligten Gemeinden und Regionen engagieren sich bereits vorbildlich im Sinne dieser Grundhaltung. Sie knüpfen neue Netzwerke zwischen Einrichtungen und Akteuren, um Kinder, die es schwer haben, besser zu unterstützen. Sie versuchen ihre familienunterstützenden Angebote so zu gestalten, dass auch wirklich alle Familien diese in Anspruch nehmen können. Sie sensibilisieren ihre Mitarbeitenden auf den Ämtern, um bei Familien mit Kindern genauer hinzuschauen und Unterstützungsbedarfe zu erkennen und zu reagieren. Sie organisieren beispielsweise auch Veranstaltungen, in denen vermehrt die Talente und Fähigkeiten von Kindern in den Vordergrund rücken. Das sind nur einige der Beispiele. Vor allem aber befassen wir alle uns intensiv mit der Frage, was wissen wir überhaupt über die Lage von Kindern und Jugendlichen? Erst auf Basis guter Analysen und wenn wir die Fachleute und Zielgruppen selbst befragen, können passgenaue Lösungen entwickelt werden.

Marke Vorarlberg: Was sind die nächsten Schritte?

Heike Mennel-Kopf: Ein nächster Schritt wird sein, dass auch innerhalb der Landesverwaltung diese präventive Grundhaltung deutlich wird: Es wird eine „Fachgruppe Prävention“ gebildet, in der sich die Bereiche Bildung, Soziales, Gesundheit usw. ressortübergreifend organisieren und zusammenarbeiten. Aufgabe dieser Fachgruppe ist beispielsweise die Unterstützung der Gemeinden und Regionen, die vor Ort Präventionsmaßnahmen umsetzen.

Eine weitere Aufgabe wird sein, die für die gesamte Legislaturperiode geplante Ausrollung auf ganz Vorarlberg kompetent zu begleiten und zu organisieren.

Marke Vorarlberg: Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

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