Was schätzen Sie persönlich an Vorarlberg?
Zoll: Da gibt es Vieles: Einerseits die beruflichen Chancen, andererseits die landschaftliche Vielfalt zwischen den Bergen und dem See – aber auch der Ansatz an Urbanität. Ich mag auch das Kleinteilige sehr gerne – man kennt sich einfach, die Begegnungen sind persönlich… Vorarlberg ist da einzigartig.
Die Industrie ist in Vorarlberg ein sehr starker Sektor mit einer enormen Wertschöpfung und dem Prädikat „Exportchampion“. In der Standortmarke arbeiten wir mit einem zentralen Wert: „chancenreich“. Findet sich dieser auch im Industriebereich?
Zoll: Auf jeden Fall! „Chancenreich“ ist der Inbegriff dessen, was die Industrie aktuell ist. Das betrifft vor allem die Vielzahl und Vielfalt an Möglichkeiten, die es im Ausbildungs- und Karrierebereich gibt. Große Konzerne und kleinere Betriebe bieten internationale Perspektiven – für jene, die das möchten. Man kann natürlich auch im Land bleiben und von den Vorteilen Vorarlbergs profitieren. Zudem haben wir mit der dualen Ausbildung ein Tool, mit dem es Menschen auch schon mal von der Lehre bis zum CEO geschaffen.
Vorarlbergs Unternehmer*innen wirken oftmals weit über ihren eigentlichen Auftrag hinaus – es gibt viele im ganzen Land, die sich für mehr Lebensqualität im weitesten Sinn engagieren. Ein großartiger Beitrag für einen chancenreichen Lebensraum, oder?
Zoll: Ganz genau! Wir – also die IV Vorarlberg – hat vor eineinhalb Jahren erhoben, wie viel die Vorarlberger Unternehmer*innen an zusätzlichen, freiwilligen Leistungen ins Land fließen lassen. Diese Erhebung wurde wissenschaftlich begleitet und kam zum Ergebnis, dass dies jährlich über 1 Milliarde Euro sind. Der allergrößte Teil davon geht in den optimierten Einsatz von Ressourcen aus Umweltgesichtspunkten. Dieses hohe Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Region hat bestimmt auch mit dem großen Anteil an familiengeführten Unternehmen zu tun.
Im Entwicklungsprozess der Marke Vorarlberg haben wir auch sieben Werte definiert, die für Vorarlberg stehen. Sehen sie diese auch im Industriebereich?
Zoll: Als erstes sehe ich die Verbindung zu „anpackend, ehrgeizig“ – das ist im Industriebereich stark ausgeprägt, wobei ich sagen würde, dass dieser Ehrgeiz eine gewisse Bodenständigkeit hat. Ja, anpackend trifft es von daher sehr gut; etwas erreichen und etwas schaffen wollen, das prägt uns.
„Menschlich und zusammenschaffend“ passt auch sehr gut, nicht zuletzt wegen der genannten familiären Struktur. Die Menschen bzw. die Mitarbeiter*innen sind etwas sehr Wertvolles, es ist so gut wie immer ein Miteinander zwischen Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen.
Mit „ghörig“ kann ich vergleichsweise wenig anfangen. Für mich bedeutet „ghörig“ ordentlich, ordnungsgemäß. Da ist es gut, dass wir auch „kritisch und eigenständig“ sind.
Wo sehen Sie Schnittmengen zum Tourismus und zur Landwirtschaft?
Zoll: Es gibt eine natürliche Symbiose zwischen der Industrie, dem Tourismus und der Landwirtschaft. Wenn die Landwirtschaft gut auf die freien Flächen schaut, die Alpen bewirtschaftet etc., dann gefällt das auch unseren Touristen, die wiederum eine gute Gastronomie und Hotellerie beflügeln. Wenn diese blüht, finden auch unsere Fachkräfte eine gewisse Urbanität. Und eine gut funktionierende Industrie bedeutet mehr Wohlstand für das ganze Land.
Welche Wirkung sollte Ihrer Meinung nach eine Marke Vorarlberg erzielen?
Zoll: Sie soll das Bild von Vorarlberg nach innen klar zeigen und die Fragen „Wofür stehen wir, wohin wollen wir, was zeichnet uns aus, auf welche Dinge müssen wir uns fokussieren…“ beantworten.
Auch nach außen sollte dieses Bild wirken, beispielsweise für jemanden, der einmal im Jahr zu den Festspielen oder zum Wandern kommt. Er sollte einen guten Eindruck bekommen – „OK, das ist Vorarlberg!“
Worauf sollte das Land Ihrer Meinung nach fokussieren, wenn die Vision „2035 ist Vorarlberg der chancenreichste Lebensraum für Kinder“ realisiert werden soll?
Zoll: Unser großes Anliegen ist der Ausbau der Kinderbetreuung – wir möchten maximale Wahlfreiheit ermöglichen.
Foto: Studio Fasching