Ein Projekt der „Marke Vorarlberg“ widmet sich ganz speziell der Frage, wie gestalten wir unseren Lebensraum so, dass er auch in Zukunft attraktiv bleibt? Der ursprünglich geplante Kongress zur „LandStadt Vorarlberg“ musste aufgrund der Sicherheitsmaßnahmen rund um die Corona-Krise leider abgesagt werden.
Stattdessen stellte das Team rund um Bertram Meusburger und Gerhard Stübe ein Format auf die Beine, das ebenfalls spannend war und ist. Eine Diskussionsrunde im Rahmen des poolbar-Festivals, die filmisch dokumentiert wurde: Die Late Night.
Was macht den Lebensraum in Vorarlberg besonders und einzigartig? Was wird dadurch möglich, was erschwert? Was lernen wir daraus, um heute das Morgen zu gestalten? In der Sendung LandStadt Late Night, welche im Rahmen des Poolbar Festivals im alten Hallenbad gedreht wurde, gehen wir diesen Fragen auf die Spur. Wir reflektieren mit spannenden Gästen ihre Erfahrungen mit der LandStadt und diskutieren mögliche Entwicklungsszenarien für den Lebensraum.
„Vorarlberg ist polyzentrisch mit einer großen Vielfalt an Natur und Kultur“, meint Josef Mathis, ehemaliger Bürgermeister von Zwischenwasser und spricht von der Abhängigkeit zwischen Land und Stadt: „Jeder braucht den anderen“. Für Eva Grabherr, Geschäftsführerin von okay.zusammenleben, ist das charakteristische an der LandStadt das schnelle Hinsehen und das schnelle Reagieren. Sie plädiert aber auch darauf mehr Unterschiedlichkeit auszuhalten, ein in ihren Augen städtisches Charakteristikum.
Im Zusammenhang mit LandStadt wird oft der Begriff „Neuer Rurbanismus“ erwähnt. Für Kerstin Faber, Projektleiterin der internationalen Bauausstellung „StadtLand“ in Thüringen, bezeichnet der Begriff eine hybride Lebensform. Sie spricht von einer „Überlagerung von urbanen Lebensstilen in einem Raum, egal ob Menschen in der Stadt oder auf dem Land leben. Die Vor- und Nachteile dieser Entwicklung müssten diskutiert werden.“
Für Uli Hellweg ist nicht mehr entscheidend ob Stadt oder Land, sondern vielmehr Zentrum und Peripherie und wie diese ausgestaltet sind. „Vorarlberg müsse die vielen Potenziale, die es landschaftlich, wirtschaftlich, sozial habe, weiterentwickeln, aber unter den Erkenntnissen, die wir heute über ländliche und urbane Entwicklungen haben. Nämlich, dass Stadt und Land untrennbar miteinander verbunden sind und beide den Urbanisierungs- und Globalalisierungstendenzen unterliegen.“ Dabei empfiehlt er, mit Sonderformaten ein Innovations- und Experimentierfeld zu schaffen, bei denen in einer integrierten Arbeitsweise auch in die Zukunft gedacht wird.
Wenn wir uns an das Mischpult der Zukunft setzen, wovon braucht es mehr und wovon weniger? Andreas Koop, Initiator von Stadt.Land.Schluss, spricht von einem mehr Demokratie wagen und meint: „Wir müssen die Zukunft wirklich gestalten und nicht erst retrospektiv darauf reagieren. Und das am besten gemeinsam.“ Da ist weniger auch manchmal besser, aber ein mehr an Qualität ist in seinen Augen essentiell. Dieses Mehr an Qualität braucht es auch in öffentlich zugänglichen Orten. Eva Grabherr betont dabei den niederschwelligen Zugang zu Orten, wie Bibliotheken, Museen und auch Schulen. „Diese brauchen eine enorm hohe Qualität und Zugänglichkeit und bieten so ein großes Potenzial für mehr Chancengerechtigkeit.“ Mehr zivilgesellschaftliches Einmischen und eine starke Eigenverantwortung ist für Josef Mathis ein zentraler Punkt für die Zukunft der LandStadt und sieht in Gemeindekooperationen einen guten Weg.
Viele Erkenntnisse haben wir auf dem Weg bereits gewonnen, im Zuge der Late Night sind neue aufgetaucht, bereits bestehende wurden ergänzt. Diese vielen Einblicke münden im Herbst in einen Prozess der Szenarienentwicklung, um unterschiedliche Zukünfte plastisch werden zu lassen und diese auf die eigene Alltagswirklichkeit herunterzubrechen.
Die LandStadt Late Night gibt es HIER zu sehen.
Fotos: Matthias Rhomberg
Text: Tamara Wintereder