Im heurigen Schuljahr gab es einige Besonderheiten und Herausforderungen, die wir so nicht kannten.
In Vorarlberg gäbe es einerseits eine gute Basis für einen chancengerechten Lebensraum, andererseits aber auch Potenzial, so Schmolly. Er hat dazu ganz konkrete Vorschläge.
Marke Vorarlberg: Die Caritas hatte im November den Schwerpunkt „Chancen für Kinder“. Was genau steckt dahinter?
Schmolly: Der Fokus der Caritas liegt auf der Chancengerechtigkeit für alle Kinder. Wir machen uns deshalb besonders stark für Kinder, die aufgrund ihrer Ausgangssituation zunächst einmal weniger Chancen und weniger Perspektiven haben – weil ihrer Familie wenig Geld zur Verfügung steht, weil sie daheim in schulischen Belangen wenig unterstützt werden können, weil es eine besondere Belastung in der Familie gibt etc.
Wir bieten diesen Kindern und ihren Familien gemeinsam mit vielen engagierten Freiwilligen ganz konkrete Unterstützung an – beispielsweise in den Lerncafés oder im Haus Mutter&Kind oder durch die Familienhilfe. Und wir engagieren uns in diesem Thema auch sozialpolitisch und treten etwa dafür ein, dass auch Kinder aus Familien, die auf Mindestsicherung/Sozialhilfe angewiesen sind, nicht ihrer Perspektiven beraubt werden.
Marke Vorarlberg: Die Caritas ist gut vernetzt. Können Sie eine Einschätzung abgeben, wie weit unser Land im Vergleich mit Nachbarregionen in Punkto „Chancen für Kinder“ liegt? Worin sind wir schon gut, wo haben wir Potenzial?
Schmolly: Zum einen wird in Vorarlberg seit vielen Jahren Augenmerk auf die kinderfreundliche Gestaltung der Lebensräume und der Gesellschaft gelegt. „Kinder in die Mitte“, „Kein Kind zurücklassen“ usw. sind sehr wichtige Initiativen. Die Ausgangssituation ist allerdings herausfordernd. Die Zahl der 0-14-jährigen Kinder, die in Familien aufwachsen, die von Armut betroffen sind oder als armutsgefährdet gelten, liegt in Vorarlberg über dem Bundesschnitt, nämlich bei knapp über 20%.
Eine Besonderheit in Vorarlberg ist für mich die Kooperationskultur. Auch in der Gestaltung eines für alle Kinder chancenreichen und chancengerechten Lebensraumes wirken Land, Gemeinden, Wirtschaftsunternehmen, Sozialeinrichtungen, Zivilgesellschaft und andere Akteure zusammen. Darin sehe ich ein großes Potenzial.
Marke Vorarlberg: Vorarlberg ist 2035 der chancenreichste Lebensraum für Kinder. Dieses Ziel ist ambitioniert aber nicht unmöglich. Woran müsste man das Erreichen dieses Zieles aus Ihrer Perspektive messen?
Schmolly: Ich finde, dies ist eine wunderbare Zielsetzung. Für mich ist ein entscheidender Erfolgsindikator, dass die Zahl der Kinder, die in armutsbetroffenen oder armutsgefährdeten Familien aufwachsen, innerhalb der nächsten 5 Jahre halbiert wird. Ein zweites Schlüsselthema ist meines Erachtens, dass es gelingt, den Bildungseinrichtungen jene substanzielle Unterstützung zukommen zu lassen, die es ihnen auch in Zukunft ermöglicht, ihrer überaus anspruchsvollen Aufgabe, Kindern eine freundliche und inspirierende Lernumgebung zu gestalten, gut nachkommen zu können.
Marke Vorarlberg: Was kann jede Vorarlberger Familie tun, um den eigenen Kindern so viel Chancen wie möglich mitzugeben?
Schmolly: Kinder ins Leben zu begleiten, ist eine der wichtigsten Aufgaben in einer Gesellschaft. Familien leisten da Großartiges und ich gehe zunächst immer davon aus, dass Eltern das Bestmögliche für ihre Kinder und deren Entwicklung geben.
Wie herausfordernd die Begleitung von Kindern in einer digitalisierten, auf Konsum und Leistung hin orientierten Gesellschaft ist, das wissen wir alle. Man darf das weder an die Familien noch an die Schulen delegieren. Alle gesellschaftlichen Akteure müssen an dieser Stelle Verantwortung übernehmen. Es braucht, wie es ein altes afrikanisches Sprichwort sagt, das ganze Dorf.
Letztlich kommt es darauf an, dass Kinder ihre individuellen Entwicklungswege gehen können und über diese Wege Teil einer werteorientierten Gemeinschaft werden, zu der sie dann auch ihren Beitrag leisten. Damit das gelingen kann, müssen wir Erwachsene auch immer wieder bereit sein, gemeinsam mit den Kindern zu wachsen.
Marke Vorarlberg: Danke für das Gespräch und alles Gute weiterhin für Ihre äußerst wertvolle Arbeit!
Ein dazu passendes Markenprojekt können Sie hier entdecken.