Andererseits sind es gerade die kleineren Initiativen, wie Theatervereine, Galerien, Philosophieveranstaltungen oder auch Blasmusikkonzerte, die die sinnliche Seite des Lebens in Vorarlberg bereichern.
Im Rahmen des Markenprozesses stellt sich also nun die Frage: Hat Vorarlberg „mehr“ Kulturleben als Regionen im geografischen Umfeld? Oder ist das Vorarlberger Kulturangebot schlichtweg besser? Ist es vielleicht die engagierte, kreative Art, wie Kulturprogramme hierzulande auf die Beine gestellt werden, die das Besondere darstellen?
Kultur hat bestimmt einen relativ hohen Stellenwert in diesem Land. Beispielsweise hatte der ORF Vorarlberg lange Jahre die größte Kulturredaktion aller österreichischen Bundesländer. Auch die Außenwirkung ist beachtlich. Medienberichte über die Bregenzer Festspiele, das KUB, die Vorarlberger Baukultur oder die Schubertiade gibt es auf der ganzen Welt. Kultur macht das Land bekannt und beliebt. Künstler*innen und Kulturjournalist*innen sind quasi zu Markenbotschafter*innen geworden.
Zahlreiche Überschneidungen zur Architektur und zum Handwerk in Vorarlberg befruchten das Kulturleben zusätzlich. Der Werkraum Bregenzerwald verleiht dem Handwerk international Präsenz. Preisgekrönte Architektur, wie das Montforthaus Feldkirch, das Festspielhaus Bregenz oder das Kunsthaus Bregenz bieten einzigartige Möglichkeiten für Künstler*innen. Aber auch die Museumslandschaft ist von vielen engagierten und kreativen Menschen geprägt. In einem „Best of Museen“ werden vier der zehn besten Museen in Österreich genannt, die aus Vorarlberg kommen. Es sind dies das Jüdische Museum, das Frauenmuseum Hittisau (Österreichischer Museumspreis 2017), das vorarlberg museum (Österreichischer Museumspreis 2016) und das Franz-Michel-Felder Museum in Schoppernau. Insgesamt hat Vorarlberg 60 Museen, die bis in die kleinsten Täler verstreut liegen.
Reichhaltig, vielfältig und anspruchsvoll – Kultur im Alltag der Vorarlberger*innen
Abgesehen davon gibt es wahrscheinlich kaum eine Gemeinde in Vorarlberg, in der nicht die Möglichkeit besteht, sich in einer Gruppe künstlerisch zu betätigen oder anspruchsvolle Programme zu besuchen. Dafür sprechen das Lecher Kulturprogramm oder etwa Kleinwalsertaler Dialoge. Und wer weniger zu den musischen sondern eher zu den pragmatischen Vorarlberger*innen gehört, trägt vielleicht bei der örtlichen Funkenzunft zum Kulturleben bei.
Jüngere Initiativen, wie FAQ Bregenzerwald oder die Montforter Zwischentöne beeindrucken durch neue Ansätze der Programmgestaltung. Die Aufzählung soll hier ein Ende finden. Eine aktuelle Zusammenfassung der vielfältigen Kulturpallette mit all ihren Chancen und Herausforderungen liefert die Vorarlberger Kulturstrategie. Sie war eines der Basispapiere für die Vorrecherchen zum Prozess. In der Projektgruppe der „Marke Vorarlberg“, die sich von Frühling bis Sommer 2018 regelmäßig trifft, sind Vertreter*innen aus der Kunst- und Kulturszene: Evelyn Fink-Mennel, Hanno Loewy, Herwig Bauer und Harald Gfader.
© Anja Koehler, Festspielhaus Bregenz