Offen für alle: die Landesbibliothek

26.09.2020, 20:33 Uhr

An einem der geschichtsträchtigsten Orte Vorarlbergs findet man Zugang zu Wissen und Kultur - ein wahrer Schatz für alle Vorarlbergerinnen und Vorarlberger! Die Landesbibliothek ist eine wissenschaftliche Studienbibliothek, die das kulturelle Erbe Vorarlbergs bewahrt. Als Kommunikationszentrum bietet sie auch Schulungen, Führungen und kulturelle Veranstaltungen an.

Bereits in römischer Zeit (610 bis 612 n. Chr.) ließ sich der heilige Gallus in Begleitung des heiligen Kolumban am Fuße des Gebhardsberges nieder.

Gut 700 Jahre später wurde in dieser Gegend auch der Ansitz Babenwohl erbaut und ca. 1540 die Gallensteinkirche, die allerdings 1808 wieder abgerissen wurde. 1854 erwarb die Familie Poellnitz das Schlösschen Babenwohl und baute es grundlegend um.

1906 erstand ein Schweizer Benediktinerorden das gesamte Areal, und errichtete bis 1916 das Klostergebäude mit Bibliothek und Stiftskirche. 1941 wurde der Orden des Landes verwiesen, und eine landwirtschaftliche Schule fand hier Platz.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte der Orden nicht nach Bregenz zurück, sondern vermietete das Gebäude an den Landesschulrat für Vorarlberg, der hier ein Mädchengymnasium unterbrachte.
1981 kaufte das Land Vorarlberg das Gebäude an, um die wenige Jahre zuvor gegründete Landesbibliothek dort unterzubringen.

Der Kuppelsaal der Vorarlberger Landesbibliothek. Die ehemalige Stiftskirche konnte 1993 feierlich in ihrer neuen Bestimmung als Bibliotheksraum eröffnet werden. Seither steht ein repräsentativer Saal zur Verfügung, der bis heute in vielfältiger Weise für Veranstaltungen aller Art genutzt wird. Durch hunderte Lesungen, Vorträge oder Ausstellungen hat sich die Landesbibliothek seither auch als Kulturveranstalter und Kulturvermittler etabliert.

Kultischer Platz der Kelten?

Ausgrabungen aus dem Jahre 1904 weisen auf noch weit viel ältere Spuren. Sie zeigen, dass hier ein Weihealtar aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. stand, dessen Inschrift wahrscheinlich auf eine keltische Lokalgottheit hinweist. Aufgrund der archäologischen Funde kann daher die kultische Tradition dieses geschichtsträchtigen Platzes bis ins Jahr 15 v. Chr. zurückverfolgt werden.

Der Gebäudekomplex der Vorarlberger Landesbibliothek am Fuß des Gebhardsbergs ist in einer über 600-jährigen Baugeschichte entstanden.

Mit der Zeit gehen

Sowohl digitale als auch traditionelle Medien werden hier vermittelt und teilweise auch langfristig gespeichert. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, wurden in den letzten Jahren zahlreiche Maßnahmen gesetzt:

  • 1998: die heute weitverbreitete Bibliothekssoftware Aleph findet in Österreich erstmals in Bregenz Verwendung.
  • 2004: digitale Inhaltsverzeichnisse werden in den Katalog eingebunden.
  • 2006: die E-book-Sammlung, die seither jedes Jahr um tausende Publikationen erweitert wurde, wird begonnen.
  • 2012: eine neue Suchmaschine sowie eine verbesserte Homepage erleichtern den Zugang zu Informationen.

Digitalisierung

  • 2005: zahlreiche Vorarlberger Zeitungen werden in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Nationalbibliothek digitalisiert und über das Portal ANNO (Austrian Newspapers Online) zugänglich gemacht.
  • 2009/2010: die Bestände des Radio- und Fernseharchivs werden digitalisiert.
  • 2010/11: es folgt die Digitalisierung der Tonträgersammlung.
  • 2010-2012: mit finanzieller Unterstützung der EU (Interreg IV Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein) werden gemeinsam mit anderen Bibliotheken rund um den Bodensee Kernzeitschriften zur Geschichte und Landeskunde der Region digitalisiert.

Schulungszentrum

Die Vorarlberger Landesbibliothek nimmt ihren Auftrag Informationskompetenz zu vermitteln wahr, indem pro Jahr zahlreiche Schulklassen und andere interessierte Gruppen in die Nutzung der  verschiedensten Informationsquellen eingeführt werden. Neue Schulungen ersetzen die traditionellen Führungen und führen die Lernenden effektiver an die gesuchten Informationsquellen.

Zur Schonung der Originale, zur Bestandssicherung sowie zur besseren Verfügbarkeit werden landeskundliche Materialien digitalisiert.

Fotos: Gerhard Kresser