Powerfrau und ihre Apps

03.09.2024, 10:06 Uhr

Story vom CAMPUS V #6! Marilena Tumler ist 30 Jahre alt und meistert gleich zwei berufliche Herausforderungen: Sie ist wissenschaftliche Assistentin im Fachbereich Gestaltung & InterMedia an der FH Vorarlberg und sie ist Unternehmerin. Mit ihrer Idee für die App „i.appear“ hat die junge Vorarlbergerin in der noch immer männerdominierten Technikbranche oft mit Vorurteilen zu kämpfen. Am Campus V hat sie einen Ort gefunden, der offen ist für ihren kreativen Unternehmergeist, aber auch für ihre Tätigkeit als Forscherin.

Marilenas akademische Laufbahn begann in Wien, wo sie Geschichte, Philosophie und Psychologie auf Lehramt studierte. Mit dem Master in der Tasche und ihrem noch jungen Unternehmen, der App i.appear, zog es die Vorarlbergerin vor rund zwei Jahren zurück in ihre Heimat nach Dornbirn.

Hier fiel ihr Pioniergeist auf fruchtbaren Boden. Margarita Köhl, Fachbereichsleiterin für Gestaltung an der Fachhochschule Vorarlberg, wurde auf Marilena aufmerksam und bot ihr an, am CAMPUS V zu unterrichten und an einem Forschungsprojekt mitzuwirken.

Ihre Selbstständigkeit hat sie trotz des Jobangebots an der FH Vorarlberg im Fachbereich Gestaltung nicht an den Nagel gehängt – im Gegenteil, Marilena hält viele Bälle gleichzeitig in der Luft. Wie ihr das gelingt? Mit viel Disziplin, Leidenschaft für ihre beiden Berufe und dem nötigen Ausgleich zum Alltagsstress.

Der frühe Vogel

… braucht erst einmal einen Kaffee. Marilenas Arbeitstag beginnt früh. Noch etwas müde drückt sie an diesem Freitagmorgen die Pfeiltaste am Aufzug, der sie in den fünften Stock des Hochschulgebäudes bringt. Nachdem sie ihren Laptop hochgefahren hat, versorgt sich Marilena erst einmal mit einer heißen Tasse Kaffee. „Dann beginnt mein der Arbeitstag“, beginnt sie zu erzählen. „Ich beantworte Mails und bereite mich auf den Unterricht vor. Im Anschluss gehe ich in den Hörsaal, und unterrichte die Studierenden in Fächern wie eSkills (hier geht es um die Entwicklung von Apps), Global Mindedness oder Medienethik. Wir arbeiten viel in Teams und teilen uns den Unterricht, um den Studierenden verschiedene Perspektiven zu bieten.“

Die Arbeit mit den Studierenden inspiriert mich sehr, besonders weil sie viele tolle Ideen haben.“

Marilena Tumler

Im Anschluss an die Vorlesungen kümmert sich die Dozentin um ihr Forschungsprojekt und sucht in der Bibliothek der FH nach dem nötigen Lesestoff.

Am Nachmittag wechselt Marilena dann den Schauplatz. Nun schlüpft sie in die Rolle der Unternehmerin und kümmert sie sich um ihr zweites Standbein: die App i.appear. Diese ermöglicht es Nutzer(innen), historische Orte und Ereignisse durch Augmented Reality (AR) hautnah zu erleben. „i.appear erweckt die Vergangenheit zum Leben und macht sie interaktiv erlebbar“, erklärt Marilena. Digitale Inhalte wie Bilder, Videos und Interviews bereichern die Rundgänge – die reale und die virtuelle Welt verschmelzen.

Mit i.appear können Nutzer(innen) einen Stadtrundgang machen und dabei erleben, wie sich die Umgebung im Laufe der Zeit verändert hat.“

Marilena Tumler

Zwischen Hörsaal und Hightech

Auch für die Unternehmerin Marilena spielt der CAMPUS V eine wichtige Rolle: „Als Frau in der Technikbranche hat man natürlich mit Vorurteilen zu kämpfen. Männliche Kollegen müssen oft weniger Überzeugungsarbeit für ihre Projekte leisten als wir Frauen. Der CAMPUS V hingegen ist ein Ort, der vielfältige Chancen und Möglichkeiten bietet, sich persönlich weiterzuentwickeln und seine Potenziale zu entfalten. Der CAMPUS V ist ein Ort der Bildung, der Kreativität, der Forschung und des Unternehmertums. „Hier kann ich meine beiden beruflichen Leidenschaften ideal verbinden“, betont die 30-Jährige.

Derzeit ist Marilena in Gesprächen, um die Stadtrundgänge neben den bisherigen Standorten (Dornbirn und Bregenz) auch in anderen Städten der Bodenseeregion anbieten zu können. „Ich treffe mich dann mit den Kunden für einen Rundgang durch die jeweilige Stadt und erstelle ein passendes Konzept“, erzählt Marilena. „Darüber hinaus entwerfe ich gemeinsam mit meinem Team passende Zeichnungen und Designs, erstelle den Content und das Storytelling für die einzelnen Stationen.“ Dann ist der lange Arbeitstag endlich geschafft. Das Wochenende ruft.

Aus online wird offline

Marilena klappt ihren Laptop zu. Zeit, um die Bürokleidung gegen Wanderschuhe, das Handy gegen Wanderstöcke und die digitale gegen die reale Welt zu tauschen. Zeit für die Berge. „Sobald ich die Gondel betrete, kann ich vom Job abschalten“, erzählt Marilena.

In der Gondel sitzend, die langsam den Berg hinaufgleitet, atmet sie tief ein. Die Welt, die sie von Montag bis Freitag umgibt – schnelllebig, digital und oft hektisch – bleibt unten. Vor ihr breitet sich ihre große Leidenschaft aus: die Berge. Im Winter ist es das Snowboarden, das ihr Ausgleich bietet, im Sommer das Wandern.

Wenn ich in der Gondel sitze, merke ich, wie der Alltagsstress im Tal bleibt.“

Marilena Tumler

Oben angekommen, nimmt Marilena die frische Bergluft in sich auf. Hier oben, inmitten in der Natur findet die 30-Jährige den nötigen Ausgleich, den sie für ihre vielfältigen Rollen als Forscherin, Lehrerin und Unternehmerin braucht.

Die Unternehmensgründerin

Von Dornbirn nach Wien und retour

Während Marilenas Masterarbeit in Geschichte entstand die Idee zu i.appear – eine Location-based Augmented Reality App, die historische Orte einer Stadt zum Leben erweckt. „Eine Art Pokémon Go für Geschichte, das Benutzer(innen) durch multimediale Inhalte auf eine Reise durch die Vergangenheit mitnimmt“, klärt Marilena auf und ergänzt: „Während meines Studiums bekamen wir die Aufgabe, einen Holocaust-Gedenkstein aus unserer Heimatstadt vorzustellen. Als ich in Dornbirn auf die Suche ging, fand ich einen Gedenkstein, der so unscheinbar war, dass er mir all die Jahre, in denen ich hier lebte, nie wirklich aufgefallen war. Da wurde mir klar, dass viele Menschen die Geschichte ihrer eigenen Stadt kaum kennen.“ Diese Erkenntnis inspirierte Marilena zur Entwicklung von i.appear. Ihre Vision: Ein einfacher, kostenloser Zugang zur Stadtgeschichte für alle, unabhängig von Herkunft, Einkommen oder Alter.

Gemeinsam mit der Geschichtswerkstatt Dornbirn und dem Stadtarchiv entwickelte sie die App i.appear. An elf Stationen des historischen Rundgangs und an 15 Stationen des Industrielehrpfads „Stadtspuren“ wird die Dornbirner Geschichte mit der App erlebbar. „Die Nutzer(innen) begeben sich auf eine Zeitreise und finden allerhand wissenswerte Informationen in Form von 3D-Objekten, Videos und Berichten von Zeitzeugen“, erklärt Marilena.

Die Dozentin

CAMPUS V – ein impulsgebender Standort in einem chancenreichen Lebensraum

Am CAMPUS V, Vorarlbergs erstem Standort für Wirtschaft, Wissen und Kreativität, hat Marilena die Möglichkeit, interdisziplinär zu arbeiten und gemeinsam mit Kolleg(innen) und Studierenden innovative Konzepte zu entwickeln. Im Fachbereich Gestaltung & InterMedia an der Fachhochschule Vorarlberg (FHV) in Dornbirn unterrichtet sie Studierende in Fächern wie eSkills, wo es um App-Entwicklung geht, sowie Global Mindedness und Medienethik. „Im Rahmen der Lehrveranstaltung Digital Life eSkills haben wir zum Beispiel gemeinsam mit den Studierenden App-Ideen für die Marke Vorarlberg entwickelt“, erzählt sie. „Ziel war es, Vorarlberg für verschiedenste Menschen erlebbar zu machen und neue Perspektiven aufzuzeigen. Die unterschiedlichen Perspektiven der Studierenden hier am CAMPUS V sind faszinierend. Es ist schön zu sehen, wie jeder hier etwas anderes wahrnimmt und welche kreativen Ideen daraus entstehen. Gerade für Studierende, die in einer immer komplexer werdenden Welt einen umfassenden Überblick und interdisziplinäre Kompetenzen benötigen, bietet der CAMPUS V unzählige Möglichkeiten.“

Der CAMPUS V spielt aber auch für die Unternehmerin Marilena eine wichtige Rolle:

Als Frau in der Technikbranche hat man natürlich mit Vorurteilen zu kämpfen. Männliche Kollegen müssen oft weniger Überzeugungsarbeit für ihre Projekte leisten als wir Frauen. Der CAMPUS V dahingegen ist ein Ort, an dem man offen für alle Menschen – unabhängig von Geschlecht, Alter oder Herkunft – und für ihre Ideen ist. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass der CAMPUS V immer so zugänglich bleibt und die Chancen hier so gleich wie möglich verteilt bleiben.“