Kulturvermittlung an Schulen gilt als innovative neue Lernform an Schulen. Sie fördern die sogenannten 4Cs, die wichtigsten Kompetenzen für das 21. Jahrhundert: Kritisches Denken, Kreativität, Kommunikation und Kollaboration. In den gemeinsamen Projekten lernen die Schüler*innen ihre eigene Sicht der Dinge einzubringen, ihre Kreativität zu leben, miteinander im Team zu kommunizieren und zu arbeiten. Der neue Verein „Double Check. Netzwerk für Kultur und Bildung in Vorarlberg“ mit Geschäftsführerin Melanie Greußing widmet sich intensiv der Aufgabe, Kulturvermittlung im Bildungsbereich in allen Facetten zu unterstützen und zu fördern. Die Lehrpersonen sind für diesen Prozess wichtige Partner:innen, deren Engagement Kunst und Kultur in die Schulen bringt.
Melanie Greußing äußert sich zum Double Check Netzwerk:
Vorarlberg ist nicht nur besonders reich an Kunst und Kultur, sondern auch an engagierten wie leidenschaftlichen Pädagog*innen. Double Check baut Hemmschwellen ab, vernetzt, bündelt Kräfte, unterstützt finanziell, ist Informations- und Kompetenzzentrum. Wir wollen Kinder und Jugendliche langfristig in Begegnung mit Kunst und Kultur bringen. Dafür müssen Pädagog*innen gestärkt werden. Dieses gemeinsame Ziel verfolgen wir in der Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg.“
Aber bereits in der Ausbildung zukünftiger Lehrer*innen bietet sich für sie die Möglichkeit, Kulturbereich und Kulturvermittlung in Vorarlberg kennenzulernen. So bringt die Pädagogische Hochschule Vorarlberg im Rahmen der Lehrveranstaltung „Literatur im Transfer“ Studierende in Kontakt mit den verschiedenen Institutionen und Protagonist*innen der Vorarlberger Literaturlandschaft und setzt damit erste Schritte in Richtung Vernetzung. Patricia Mark und Angelika Lampert, Studierende der PH Vorarlberg, haben Vorarlbergs Best Practice guter Literaturvermittlung mit Schulen recherchiert und die relevanten Informationen zusammengetragen.
Für mich ist die Literaturvermittlung wirklich ein großes Anliegen. Ich bin mir aber auch sicher, dass man gerade kurz nach dem Studium etwas überfordert mit der Gesamtsituation sein kann. Aus diesem Grund ist es mir ganz wichtig, dass Lehrer*innen vorentlastet und unterstützt werden und in unserer Website eine niederschwellige Anlaufstelle zur Recherche und Planung von Literaturvermittlungsprojekten sehen,“ Angelika Lampert
„Durch die zahlreichen interessanten Gespräche, die wir im Rahmen der Lehrveranstaltung mit den Protagonist*innen der Vorarlberger Literaturszene führen durften, konnte ich jetzt schon während meiner Ausbildung bereits wertvolles Wissen sammeln. Als Junglehrerin kann der Einstieg in den Beruf oft eine Herausforderung sein und meistens findet man dann die Zeit nicht mehr, sich um Projekte mit außerschulischen Partner*innen zu kümmern. Umso wichtiger ist es für uns Studierende, bereits in der Ausbildung solche „Hemmschwellen“ zu überwinden, indem wir eine Reihe von Möglichkeiten zur Umsetzung von spannenden Projekten schon vor unserem ersten Jahr als Lehrkräfte sammeln dürfen.“ Patricia Mark
Marie-Rose Rodewald-Cerha, Geschäftsführerin von Literatur Vorarlberg spricht über ihr Anliegen, das sie mit Literaturvermittlung verbindet:
So ist es besonders für Jugendliche wichtig zu erfahren, was Sprache alles kann bzw. was sie im Positiven wie Negativen bewirken kann. Ich kann Sprache gebrauchen aber auch missbrauchen.“
Auf die Frage, warum Gabi Hampson von der Kultureinrichtung „W*Ort“ in diesem Bereich so großes Engagement zeigt, antwortet sie, dass „Wir vermitteln Kindern und Jugendlichen, dass Schreiben und Kommunikation Spaß machen. Richtige Worte zu finden, sich ausdrücken zu können, eigene Gedanken zu präsentieren, kreativ und kritisch zu denken kreiert nicht nur Respekt, sondern garantiert, gehört und ernst genommen zu werden.“
Engagierte Einrichtungen in Vorarlberg sind beispielsweise Literatur Vorarlberg, Literaturhaus, LändleSlam, Franz Michael Felder Verein, Theater am Saumarkt und W*Ort, Institutionen, die bereits viel Erfahrung mit Literaturvermittlungsprojekten im Bildungsbereich haben und sich sehr gerne als zukünftige Kulturpartner*innen für Schüler*innen und Lehrer*innen anbieten.
Weil wir überzeugt davon sind, dass die Sprache die Welt ein klein wenig verändern kann. Alle unsere Mitglieder sind selber Poet*innen, sie lieben die Sprache und wissen was Literatur alles bewirken kann. Deshalb ist es uns ein großes Bedürfnis auch der zukünftigen Generation den „Spaß“ an der Literatur zu vermitteln,“ sagt Ivica Mijajlovic von Ländle Slam.
Patricia Mark und Angelika Lampert haben aber auch eine Reihe spezieller Angebote, Tipps und Inspirationen gesammelt.
„Weil wir fest davon überzeugt sind, dass F.M.Felder für jedes in Vorarlberg zur Schule gehende Kind ein Begriff sein sollte. Er ist mit Sicherheit eine der interessantesten Persönlichkeiten, die Vorarlberg vorzuweisen hat,“ erklären Evi Hagen und Markus Riedmann vom Franz Michael Felder ihren Antrieb, ein ganz besonderes Literaturvermittlungsprojekt für Schulen zu entwickeln.
Die Journalistin und Literaturvermittlerin Marion Hofer, die zum Team von „Buch am Bach“, der Kinderbuchmesse in Götzis gehört, präsentiert gleich eine ganze Palette von tolle, auch nationalen und internationalen Projekten wie z.B. die Leipziger Buchkinder oder das Kinderbuchhaus in Oberndorf an der Melk.
Frauke Kühn kann von vielen wunderschönen Literaturprojekten mit jungen Menschen berichten, erzählt vom Werden des zukünfigen Literaturhaus in Hohenems und verweist auch auf mögliche Kulturpartner*innen -auch für Vorarlberger Schulen- im benachbarten Ausland, wie das Junge Literaturhaus Liechtenstein oder das Literaturlabor Zürich.
Manfred Melchhammer von den Saumarkt TheaterKindern und von Markus Bertsch, erfolgreicher Schultheaterleiter in der MS Gisingen Oberau, beschreiben anschaulich den Schreibprozess für Kindertheaterstücke.
Weitere Tipps, auch zu digitalen Tools wie z.B. Textadventures, kommen von der Kulturvermittlerin Elisabeth Lehner von Bildungsgrund – Agentur für Kultur- und Medienpädagogik.
Die Präsentation der Rechercheergebnisse bilden einen Beitrag zur Unterstützung schulischer Kulturvermittlung und werden laufend ergänzt. So stellt Melanie Greußing vom Double Check Netzwerk in Aussicht, die ausführlichen Tipps und Hinweise in die offizielle Homepage der neuen Einrichtung einzuarbeiten.
„Wir freuen uns sehr über diese Zusammenarbeit von PH Vorarlberg und Double Check Netzwerk und hoffen auf viele weitere gemeinsame Projekte. Außerdem wollen wir uns herzlich bei der Marke Vorarlberg für die finanzielle Unterstützung bedanken“,
äußert sich Sabine Benzer, die die Lehrveranstaltung an der PH Vorarlberg betreut.
Die Recherchearbeit wurde unterstützt von Marke Vorarlberg.
Fotos: Benzer