Warm essen, schnell lernen

26.06.2024, 13:17 Uhr

Was braucht es, damit eine Schulkantine gut angenommen wird? Gerade bei Jugendlichen ist die Alternative „Leberkäse und Cola“ oft eine große Verlockung. Zahlreiche Schulkantinen kämpfen daher mit der Herausforderung, wie sie junge Menschen zwischen 15 und 19 Jahren zu einem gesunden und warmen Essen bewegen können. Wir haben bei einem erfolgreichen Beispiel nachgefragt und einige Faktoren herausgefunden. Sie klingen gar nicht kompliziert und sollen daher hiermit an eine breite Öffentlichkeit weitergetragen werden.

Wir waren am Sportgymnasium Dornbirn (SGD) und haben jene drei Personen interviewt, die ausschlaggebend dafür sind, dass es läuft. Das Dreiergespann lautet: Eltern, Kantine und Direktion/Lehrer*innen. Arbeiten die Vertreter*innen dieser drei Bereiche gut zusammen, dann ist das eine Basis für eine gelingende Schulkantine. Diese wiederum ist unter anderem eine wichtige Basis für ein gesundes Heranwachsen der Jugendlichen.

Das Dreiergespann ist in unserem Falle Elternvereinsobfrau Ute Hefel, der Direktor des Sportgymnasiums Dornbirn Wolfgang Hinteregger und der Leiter der „Kantine.L“ Georg Eberharter. Wir treffen uns direkt in der Aula des Sportgymnasiums, in welcher im Durchschnitt 50 – 60 Mahlzeiten pro Tag ausgegeben werden. An den langen Schultagen Montag und Dienstag nimmt sogar gut ein Drittel der Schüler*innen (ca. 100 Mahlzeiten) das Angebot in Anspruch: frisch gekochtes, regionales, zum Teil biologisches und saisonales Essen, das von freundlichen Köch*innen angerichtet wird. Mit diesem Ergebnis hebt man sich von vielen anderen Oberstufenschulen ab und darf zurecht stolz sein.

Direktor Wolfgang Hinteregger, Ute Hefel (Elternverein Sportgymnasium Dornbirn) mit Wolfgang Penz, Dragica Radic, Susanne Röthlin, Bianca Micheli und Georg Eberharter..

„Was sind eure Erfolgsfaktoren?“ haben wir gefragt. „Ganz klar!“, kommt die Antwort von Kantinen-Leiter Georg Eberharter: „Eltern und Direktion bzw. Lehrer:innen müssen hinter der Kantine stehen.“ Im Sportgymnasium Dornbirn ist man stolz auf die Kantine.L. Sie ist ein wichtiger Partner und von allen in der Schule Anwesenden gerne gesehen. „Nach 30 Jahren im Container schätzen wir die frische Küche sehr“, erklärt auch Direktor Hinteregger. Über Jahre hinweg sei das Thema „gesunde Ernährung“ im Lehrplan gewesen, Ernährungsworkshops und spezielle Vorträge waren immer wieder im Programm. Leider gab es in der Schule selbst keine Möglichkeit, da es die Räumlichkeiten im jahrelangen Provisorium (Containerschule) nicht zuließen. „Lange haben wir über gesunde Ernährung geredet, jetzt können wir sie auch anbieten“, resümiert Hinteregger.

Hinter den rund 300 Schüler:innen stehen nochmal ungefähr 600 Eltern, die diese gesunde, warme Mahlzeit für ihre Kinder wollen und schätzen. Zu Beginn des ersten Schuljahres erhalten die Eltern ein Informationsmail betreffend der Kantine.L von Seiten des Elternvereins – auch mit der Bitte um Unterstützung für dieses gesunde Essen in der Kantine.

Die Erfahrung zeigt, dass die Schüler*innen gerade am Anfang des Schuljahres eine Ermutigung brauchen, das Essen auszuprobieren. Anreize dafür gibt es beispielsweise mit dem Kauf von verbilligten 10er-Blocks  (unterstützt durch den Elternverein und dem Schulsportmodell), und Gutscheinen die zu Beginn an die Erstklässler verteilt werden oder mit einem Catering der Kantine beim Elternabend.

Ein weiterer Erfolgsfaktor: Alle fünf Sinne ansprechen! „Wenn ich an der Küche vorbeigehe, sehe ich immer jemanden, der gerade etwas schneidet, brät oder bäckt – eben von Hand kocht“, erklärt Direktor Hinteregger. Und wer zB. am Freitagmorgen in die Aula kommt, riecht schon die Käsknöpfle für den Mittag.

I-Tüpfelchen: die Freundlichkeit der Mitarbeitenden in der Kantine. „Der Koch Wolfgang Penz und Bianca Micheli stehen immer mit einem Lächeln bereit und was sie ausstrahlen, bekommen sie auch von den Jugendlichen zurück“, erzählt Ute Hefel. Damit ist die Kantine spürbar ein wichtiger Teil der Schule geworden – sie ist bei den Veranstaltungen präsent und wird geschätzt. Damit kann auch das gute Fachpersonal, das für die Qualität verantwortlich ist, gehalten werden – Wertschätzung ist auch hier das Um und Auf.