Aktuell werden an 15 Standorten über 480 Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 14 Jahren aus einkommensschwachen und armutsgefährdeten Familien beim Lernen und schulischen Vorankommen unterstützt. Es ist geplant, das Angebot an zwei weiteren Standorten auszubauen, wodurch weitere 50 Lernplätzen für Kinder und Jugendliche angeboten werden können, berichtet Landeshauptmann Markus Wallner im Pressefoyer gemeinsam mit Caritasdirektor Walter Schmolly und dem für den Markenprozess zuständigen Projektleiter Christian Lampert (WISTO).
Bildung ist ein unverzichtbarer Rohstoff für die erfolgreiche Entwicklung einer Gesellschaft. Gute – und vor allem möglichst gleich gute – Bildungschancen für alle Kinder und Jugendlichen sind daher das Fundament, auf dem wir die Zukunftsperspektiven unseres Landes gestalten“, betont Landeshauptmann Wallner: „Die Caritas-Lerncafés leisten einen wertvollen Beitrag zur Umsetzung unseres erklärten Zieles, keinen jungen Menschen zurückzulassen. Jede und jeder soll die Möglichkeit bekommen, seine Potenziale voll zu entfalten.“
Lerncafés im ganzen Land
Am Anfang stand die Absicht, ein Angebot zu schaffen, um Kindern und Jugendlichen einen positiven Pflichtschulabschluss zu ermöglichen und auch die Eltern dabei zu unterstützen, ihre Kinder gut durch die Schulzeit zu begleiten. Diese Idee zog sehr bald weitere Kreise. Mittlerweile gibt es Caritas-Lerncafés in allen Landesteilen Vorarlbergs.
- Bludenz
- Bregenz
- Feldkirch
- Dornbirn
- Götzis
- Höchst
- Hohenems
- Lauterach
- Lustenau
- Muntlix
- Nenzing
- Rankweil
- Schlins
- Schruns
- Wolfurt
In den Regionen Bregenzerwald und Kleinwalsertal laufen die Vorbereitungen zur Eröffnung neuer Standorte.
Die Lerncafés verstehen sich auch als zentraler Akteur in einem Unterstützungsnetzwerk. Die Anbindung an die Standortgemeinden führt zu Kooperationen und schafft Synergien. Durch den Austausch und die Zusammenarbeit mit den Gemeinden und Regionen, mit Schulen sowie schulnahen und sozialen Einrichtungen wird es möglich, den Kindern und Jugendlichen der Lerncafés grundlegende Kompetenzen zu vermitteln, um besonderen Anforderungen des Alltags gewachsen zu sein und zu „gesunden“, starken und selbstwirksamen Erwachsenen heranzuwachsen.
Hervorzuheben ist, dass sich auch in den Lerncafés die in unserem Land so ausgeprägte Kultur des freiwilligen Engagements bewährt. Denn eine wichtige Säule des Erfolgs sind freiwillige Lernhelfer*innen, die das Unterstützen in Klein- und Kleinstgruppen ermöglichen“, erläutert Wallner. Im Jahr 2023 haben mehr als 120 Freiwillige in den Caritas-Lerncafés insgesamt über 11.500 Stunden geleistet.
Evaluierung untermauert Erfolg der Caritas-Lerncafés
Für Caritasdirektor Schmolly gibt es viele gute Gründe, sich für die Bildungs- und Entwicklungschancen aller Kinder und Jugendlichen zu engagieren: „Immerhin geht es um nicht weniger als das Wohlbefinden und das Glück der Kinder, darüber hinaus aber auch darum, dass diese als Erwachsene dann ein eigenständiges und selbstbestimmtes führen können, an den Chancen der Gesellschaft teilhaben und diese Gesellschaft auch mitgestalten und mittragen.“
Angesichts der Tatsache, dass die Situationen, aus denen heraus Kinder ins Leben starten, sehr unterschiedlich sind, bewähren sich die Lerncafés als hochwirksames Instrument zur Unterstützung gerade jener Kinder, die kein so förderliches Umfeld haben, betont Schmolly. Er verweist darauf, dass jedes Jahr zwischen 96 und 100 Prozent der Lerncafé-Kinder ihre Schulstufe erfolgreich schaffen.
Den wissenschaftlichen Beleg für diesen Erfolg liefert ein breit angelegtes Forschungsprojekt der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg. Darin wurde untersucht, auf welchen Ebenen in den Lerncafés gearbeitet wird (kognitiv, emotional, sozial), wie die Kinder und Jugendlichen die Unterstützung wahrnehmen und ob sich Wirkfaktoren identifizieren lassen, die den großen Erfolg der Lerncafés erklären können. Die Ergebnisse der für die Studie ausgewerteten Fragebögen weisen übereinstimmend darauf hin, dass die Lerncafés nicht nur effiziente schulische Unterstützung bieten, sondern auch Selbstvertrauen, Konzentration und Motivation der SchülerInnen sowie deren Sozialverhalten – also z.B. die Fähigkeit zur Kooperation, zum Einfühlungsvermögen und zum Aufbau sozialer Beziehungen zu Gleichaltrigen – stärken. Die Lerncafés sind Orte, die die ganzheitliche Entwicklung der Kinder nachhaltig fördern. Sie leisten damit einen wesentlichen Beitrag, dass wirklich alle Kinder die Chancen ergreifen können, die das Leben und unsere Gesellschaft für sie bereithalten.
Auch die befragten freiwilligen Lernhelfer*innen erleben ihre Tätigkeit in den Lerncafés als in hohem Maße sinnvoll und persönlich bereichernd. Sie wollen durch ihre Arbeit der Gesellschaft zurückgeben, was sie Gutes von ihr erhalten haben und einen Beitrag zur Erhöhung der Chancen der von ihnen betreuten Kinder und Jugendlichen leisten.
Insgesamt werden die Lerncafés von allen – Schüler*innen und Eltern, Lehrpersonen und Freiwilligen – als Einrichtungen wahrgenommen, an der sozioökonomisch benachteiligte Kinder wertvolle Unterstützung in schulischen und in psychosozialen Belangen erhalten. Die Lerncafés können soziale beziehungsweise migrationsbedingte Nachteile kompensieren, indem sie einen niederschwelligen und kostenfreien Zugang zu außerschulischer Förderung bieten. Davon profitieren vor allem Schüler*innen, deren Eltern die deutsche Sprache nicht ausreichend beherrschen, um ihren Kindern schulische Hilfe zukommen zu lassen.
Lernen fürs Leben
Die wissenschaftliche Evaluierung durch die Pädagogische Hochschule Vorarlberg verdeutlicht auch, dass die Lerncafés sehr nachhaltig weit über die Schulzeit hinaus wirken. Denn die Kinder nehmen die im Lerncafé entwickelten und gestärkten Kompetenzen für ihr ganzes Leben mit. Caritasdirektor Schmolly hebt zudem hervor, dass die Lerncafés Beziehungen in mehrere Richtungen fördern und damit eine erstaunliche Breitenwirkung haben. Ihre besondere Wirkkraft bestehe darin, dass sie eine Struktur sind, in der sich sehr viele Akteur*innen in koordinierter Form für die Chancen und Potenzialentfaltung von Kindern engagieren: Eltern, Schule, Freiwillige, Spender*innen, Vereine, Sozialeinrichtungen, Unternehmen, politisch Verantwortliche, das Land, die Gemeinden, der Bund.
Chancengerechtigkeit und Potenzialentfaltung der Kinder lassen sich eben nicht an die Familie oder die Schule allein delegieren, dafür braucht es sprichwörtlich ‚das ganze Dorf‘“, sagt Schmolly.
Fotos: Caritas, Philipp Mück, Michael Fröhle